Hostname: page-component-7c8c6479df-xxrs7 Total loading time: 0 Render date: 2024-03-27T18:40:32.678Z Has data issue: false hasContentIssue false

Der Verzicht des Paulus auf finanziellen Unterhalt durch seine Gemeinden: Ein Aspekt Seiner Missionsweise

Published online by Cambridge University Press:  05 February 2009

Extract

II Cor. ii. 9, 12 betont Paulus den Korinthern gegenüber, daß er von ihnen bisher keine finanzielle Unterstützung angenommen habe und dieses Verhalten beizubehalten gedenke. Dies ist eine merkwürdige Absicht, zumal er doch sonst durchaus bereit war, Unterstützung anzunehmen, ja sic geradezu erwartete (vgl. Phil. 4. 10 if.). Der Frage nach dem Verhalten des Paulus bezüglich der Annahme bzw. Ablehnung von Unterstützung durch seine Gemeinden soil im folgenden nachgegangen werden.

Type
Articles
Copyright
Copyright © Cambridge University Press 1979

Access options

Get access to the full version of this content by using one of the access options below. (Log in options will check for institutional or personal access. Content may require purchase if you do not have access.)

References

1 Blaß-A, F., Rehkopf, Debrunner–F., Grammatik des neutestamentlichen Griechisch (Göttingen, 14 1976), §427,2.Google Scholar

2 Vgl. auch Lietzmann, H., An die Korinther. I.II, H.N.T. 9, ed. Kümmel, W. G. (Tübingen, 5 1969), 40Google Scholar. Daß περιάγειν ‘ständig bei sich haben’, also Verheiratet-Sein bedeute (Bauer, J. B., Uxores circumducere “I Kor 9, 5”, B.Z. N.F. 31959”, 101)Google Scholar, verkennt, daß die Prädikate von V. 4, 5 und 6 inhahlich die gleiche Aussage machen, nämlich das Recht, auf Kosten der Gemeinde zu leben. Eine Verengung des Gedankens des Paulus(so Conzelmznn, H., Der erste Brief an die Korinther, Meyer v “Göttingen, 11 1969”, 181Google Scholar, Anm. 15) dürfte aber dabei nicht vorliegen; denn von der ‘Freiheit überhaupt’ (Conzelmann, ebenda) reden nur 9. 1 f. V. 3 hingegen ist Überleitung zu dem V. 4 ff. behandelten Sachverhalt des Unterhaltsrechts bzw. -verzichts. Die Freiheit und Gleichberechtigung des Paulus mit den übrigen Aposteln ist dabei sicherlich impliziert, doch konkretisiert sich diese V. 4 ff. im Unterhaltsrecht.

3 Paulus bezieht sich nicht nur auf den jüdischen Tempeldienst (so Chr. Maurer, ‘Grund und Grenze apostolischer Freiheit. Exegetisch-theologische Studie zu i. Korinther 9’, in: Antwort, . Karl Barth zum siebzigsten Geburtstag am 10. Mai 1956Zollikon-Zürich, 1956”, 632)Google Scholar, sondern spricht mit οκ ο⋯δατε das allgemeine Wissen der Korinther um diesen Sachverhalt an.

4 ‘Dieses Entgelt ist demnach nichts anderes als eine Anerkennung der Leistung des Verkündigers in der Verwaltung der geistlichen Güter’, Georgi, D., Die Gegner des Paulus im 2. Korintherbrief, Studien zur religiösen Propaganda in der Spätantike, W.M.A.N.T. ii (Neukirchen, 1964), 236.Google Scholar

5 Beide Argumentationsreihen schlieΒt Paulus auch durch die Aussage seines Verzichts auf Unterhalt, V. 12, 15. Eine gewisse Systematik liegt also vor, auch wenn es Paulus in erster Linie darum geht, Argumente zu sammeln.

6 So die Übersetzung von Dibelius, M., An die Thessalonicher. I.II. An die Philipper, H.N.T. ii (Tübingen, 2 1925), 74Google Scholar. Dibelius, 75, sieht richtig, daß δόσις und λμψις in Parallele zu σπείρειν und θεριειν i. Kor. 9. II stehen, vgl. auch Lohmeyer, E., Die Briefe an die Philipper, an die Kolosser und an Philemon, Meyer ix (Göttingen, 13 1964), 185.Google Scholar

7 Bauer, W., Griechisch-deutsches Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments und der übrigen urchristlichen Literatur (Berlin, 5 1958), 946.Google Scholar

8 Im gleichen Sinn auch P. Oxy. 1, 113, 27 f.; BGU iii, 775, 18 f., Deißmann, A., Licht vom Osten. Das Neue Testament und die neuentdeckten Texte der hellenistisct -römischen Welt (Tübingen, 4 1923), 94Google Scholar. Reiche Belege für die Verwendung von λόγος im geschäftlichen Sinn bei Mayser, E., Grammatik der griechischen Papyri aus der Ptolemäerzeit. Mit Einschluß der gleichzeitigen Ostraka und der in Ägypten verfaßten Inschrften, 11, 2 (Berlin–Leipzig, 1934, Nachdruck Berlin, 1970), 74Google Scholar, 19 ff.; 364, 1 ff.; 414, 27 ff.; u. ö. (z.B. Zen. Pap. 59724, 7 und PSI vi, 598, 16: ες πυρν λόγον; Zen. Pap. 59647, 32f: ες τόν' Απολλνίουλόγον). Für δόσις und ληψις im geschäftlichen Sinn vgl. Sir 42. 7; Epict. diss. ii, 9, 12; entsprechend Cic. Lael. XVI, 58.

9 Aber das ist eine andere Sache, vgl. unten.

10 Lohmeyer, Phil. 185.

11 Siehe dazu unter ii.

12 Die Rede vom ‘Verzicht auf das apostolische Unterhaltsrecht’, Dautzenberg, G., ‘Der Verzicht auf das apostolische Unterhaltsrecht. Eine exegetische Untersuchung zu i. Kor. 9’, Biblica 1 (1969), 212 ffGoogle Scholar. ist deshalb unpräzise. Korrekt müΒte vom ‘Verzicht auf die Ausübung des Unterhaltrechts’ o. dgl. die Rede sein.

13 δόμα ist die Gegenleistung der Gemeinde für den Dienst des Paulus, hat also rechtlichen Charakter.

14 Dobschütz, E. v., Die Thessalonicher-Briefe, ed. F., Hahn, Meyer, x (Göttingen, 7 1909, Nachdruck Göttingen, 1974), 98Google Scholar. DaΒ dies nach Phil. 4. 15 in Philippi anders gewesen sei (v. Dobschütz, ebenda), vermag ich nicht zu erkennen.

15 κόπος καί μόχθος ist eine geläufige Verbindung, II Cor. ii. 27; II Thess. 3. 8; Herm. sim. v. 6. 2.

16 Von manueller Arbeit des Paulus redet auch Act. 18. 3; 20. 34. vgl. Haenchen, E., Die Apostelgeschichte, Meyer iii (Göttingen, 14 1965), 470, 526.Google Scholar

17 Der Gedankengang ist m. E. so zu verstehen: Nachdem Paulus V. 10 seiner Freude Ausdruck gegeben hat, betont er V. ii a, daß er nicht seines Mangels wegen so spricht (um dadurch eine neue Unterstützung anzuregen). V. ii b–13 ist dazu eine siebenzeilige Begründung. Die Zeilen i, 4 und 7 sind Thesen, die mit jeweils gesteigertem Aussagegehalt die Unabhängigkeit des Paulus betonen: er hat gelernt, wo immer er ist, genügsam zu sein (Zeile i), ja sogar, in alles und jedes ist er eingeweiht (Zeile 4), und zwar vermag er es durch den, der ihn stark macht (Zeile 7; gleichzeitig doxologischer SchluΒ). Die dazwischen liegenden Verse sind jeweils eine zweizeilige Erläuterung zur vorhergehenden These. Zeile 2 und 3: ich weiΒ arm zu sein, ich weiΒ reich zu sein; Zeile 5 und 6: satt zu sein und zu hungern, ÜberfluΒ zu haben und zu darben. Anders Lohmeyer, Phil. 178 und Gnilka, J., Der Philipperbrief, H. Th. K. x, 3 (Freiburg-Basel-Wien, 1969), 171Google Scholar, die in V. 12 f. zwei Dreizeiler ansetzen. Dabei wird jedoch V. iib zu Unrecht von den folgenden Zeilen getrennt sowie ein störender Einschnitt zwischen V. 4 und V. 5 der oben vorgeschlagenen Einteilung gemacht.

18 Bultmann, R., Der zweite Brief an die Korinther, ed. E., Dinkler, Sonderband, Meyer (Göttingen, 1976), 208.Google Scholar

19 Zum Verständnis von ⋯παξ κα δίς vgl. auch I Kön. 17. 39; I Macc. 3. 30; I Thess. 2. 18; I CIem. 53. 3.

20 Zu den Abfassungsverhältnissen bzw. Teilungshypothesen des Philipperbriefes vgl. zuletzt Ph. Vielhauer, , Geschichte der urchristlichen Literatur. Einleitung in das.Neue Testament, die Apokryphen und die Apostolischen Väter (Berlin–New York, 1975), 159 ff.Google Scholar

21 So mit Vorsicht Windisch, H., Der zweite Korintherbrief, Meyer vi (Göttingen, 9 1924), 336.Google Scholar

22 Paulus kam die Unterstützung wohl auch deshalb so gelegen, weil er dadurch nicht nur für seine eigene Missionstätigkeit, sondern auch für die seiner Mitarbeiter viel freier disponieren konnte. Der Missionsbetrieb, den Paulus mit ihnen zusammen führte, benötigte, besonders wenn man die Reisen mit in Rechnung stellt, groΒe finanzielle Mittel, sodaΒ Paulus trotz seiner und seiner Mitarbeiter Erwerbstätigkeit immer wieder in materielle Schwierigkeiten kam (vgl. auch die Erwägungen bei Haenchen, Apostelgeschiehte, 450 f.).

23 Windisch, 2. Kor., 335; dieselbe Auffassung vertreten z. Schmiedel, B. P. W., Die Briefe an die Thessalonicher und an die Korinther, H.C. ii (Freiburg, 1891), 241Google Scholar; Lietzmann, Kor., Tasker, R. V. G., The Second Epistle of Paul to the Corinthians. An Introduction and Commentary, Tyndale N.T. Comm. (London, 1958, Nachdruck London, 1964), 151Google Scholar; mit Vorsicht Plummer, A., A Critical and Exegetical Commentary on the Second Epistle of St. Paul to the Corinthians, I.C.C. (Edinburgh, 1915, Nachdruck Edinburgh, 1956), 304Google Scholar; Bultmann, 2. Kor., 207; vgl. auch Wendland, H.-D., Die Briefe an die Korinther, N.T.D. 7 (Göttingen, 13 1972), 237Google Scholar; Betz, H. D., Der Apostel Paulus und die sokratische Tradition. Eine exegetische Untersuchung zu seiner ‘Apologie’ 2. Korinther 10–13, B. H. Th. 45 (Tübingen, 1972), 101.Google Scholar

24 Windisch, 2. Kor., 335; Bultmann, 2. Kor., 207.

25 Tasker, 2. Cor., 151.

26 So auch Ph. Hughes, E., Paul'ps Second Epistle to the Corinthians. The English Text with Introduction, Exposition and Notes, N.I.C. (1962, Nachdruck Grand Rapids, 1973), 387 f.Google Scholar, Anm. 52.

27 So recht ihm die Unterstützung war, so war er doch bereit, Hunger, Mühsal und dgl. als Begleiterscheinung seiner Missionsarbeit auf sich zu nehmen (vgl. Phil. 4. ii f.; I Thess. 2.9; II Cor. ii. 23 ff. u. ö.).

28 Der von Windisch, 2. Kor., 335 oben genannte Vergleich mit dem Vorgehen eines Heerführers legt das mehr als nahe.

29 Wie sehr sich Paulus gegen den verleumderischcen Vorwurf, Goet zu sein, jedoch wehrt, zeigt II Cor. 10–13 als Ganzes, 12. 16 ff. im besonderen; dazu Betz, Paulus, passim.

30 Vgl. Haenchen, Apostelgeschichte, 450.

31 Schmithals, W., Das kirchliche Apostelamt. Eine historische Untersuchung, F.R.L.A.N.T. 79 (Göttingen, 1961), 37Google Scholar; vgl. Héring, J., La Seconde Epître de Saint Paul aux Corinthiens, C.N.T. 8 (Neuchâtel-Paris, 1958), 86.Google Scholar

32 Dabei ist vorausgesetzt, daΒ Paulus Phil. 4. 10 ff. in Ephesus verfaΒte.

33 θλψις meint nicht Glaubensanfechtung (so Glombitza, O., ‘Der Dank des Apostels. Zum Verständnis von Philipper IV, 10–20 ’, N. T. 7 [1964–5], 138)Google Scholar, sondern seine bedrängte Situation in der Gefangenschaft (vgl. 1. 17; II Cor. 1. 8), wobei vom Zusammenhang her nicht zum geringsten Teil an wirtschaftliche Not zu denken ist.

34 πρς τό bezeichnet den Zweck und die Folge, B1.–Debr.–Rehkopf, §402, 4.

35 Zur sozialen Struktur der korinthischen Gemeinde vgl. TheiΒen, G., ‘Soziale Schichtung in der korinthischen Gemeinde. Em Beitrag zur Soziologie des hellenistischen Urchristentums’, Z.N.W. 65 (1974), 232 ff.Google Scholar

36 Philon, vit. Mos. ii, 245: ‘Es ist ein Naturgesetz (νόμος φύσεως), daΒ die Eltern von den Kindern beerbt werden und nicht etwa diese beerben.’

37 2. Kor., 236.

38 DaΒ Paulus in der Gemeinde, in der er gerade arbeitet, auf Unterhalt verzichtet, hat bereits Windisch, 2. Kor., 336 angemerkt; vgl. auch Georgi, Gegner, 238. Wenn Georgi jedoch ausführt, daΒ Paulus sich von anderen Gemeinden hat unterstützen lassen, ‘anscheinend aber auch nur von denen, die solche Unterstützung wirklich als Erweis persönlicher Gemeinschaft verstehen’, so übersiejht er, daΒ die Korinther nach II Cor. ii. ii ihre beabsichtigte Unterstützung des Paulus ja durchaus als cinen solchen Erweis verstanden.

39 Eine Erörterung dieser Frage fehlt etwa bei Schmiedel, Lietzmann, Strachan, R. H., The Second Epistle of Paul to the Corinthians, The Moffatt N.T. Comm. (New York-London, 1935)Google Scholar; Tasker, Bultmann. Barrett, C. K., A Commentary on the Second Epistle to the Corinthians, Black's N.T. Comm. (London, 1973), 281Google Scholar, verweist nur darauf, daΒ Paulus aufgrund seiner Einschätzung der korinthischen Situation auf Unterstützung verzichtete.

40 Wendland, Kor., 237.

41 Windisch, 2. Kor., 337; ähnlich Spicq, R. P. C., Épîtres aux Corinthiens, La Sainte Bible 11, 2 (Paris, 1949), 380Google Scholar; Filson, F. V., The Second Epistle to the Corinthians, The Interpreter's Bible x (New York-Nashville, 1953), 396.Google Scholar

42 Bousset, W., Der zweite Brief an die Korinther, in: Die Schriften des Neuen Testaments ii, ed. W., Bousset-W., Heitmüller (Göttingen, 3 1917), 211Google Scholar. Vgl. Plummer, 2. Cor., 306; Schlatter, A., Paulus der Bote Jesu. Eine Deutung seiner Briefe an die Korinther (Stuttgart, 1934), 644.Google Scholar

43 Nach Hughes, 2. Cor., 388 drückt das Futur aus, daΒ Paulus während zukünftiger Besuche in Korinth keine Unterstützung annehmen will. Doch geht es grundsätzlich um sein zukünftiges Verhalten angesichts der Gefahr, daΒ Gegner seine Annahme von Unterstützung zu seinen Ungunsten ausnutzen wollen.

44 Vgl. etwa Bousset, 2. Kor., 211: ‘Jedenfalls will Paulus gegenüber der Korinther-Gemcinde bei der bewährten Gewohnlieit bleiben.’

45 PhBachmann, , Der zweite Brief des Paulus an die Korinther, K.N.T. 8 (Leipzig, 3 1918), 374Google Scholar.

46 Windisch, 2. Kor., 338.

47 12. 13 wendet sich Paulus wahrscheinlich gegen die von den Gegnern ausgestreute Behauptung, die korinthische Gemeinde sei anderen, nichtpaulinischen Gemeinden gegenüber zu kurz gekommen; dafür spricht die Betonung, daΒ er seine Autorität als Apostel durch Zeichen, Wunder und macht-volle Taten unter Beweis stellte (V. 12). Wenn Paulus in dieser apostolischen Vollmacht in Korinth verkündigte und somit die paulinische Gemeinde Korinth nicht hinter nichtpaulinischen Gemeinden zurücksteht, so impliziert das, daΒ Paulus auch in den anderen von ihm gegründeten Gemeinden in keiner anderen Vollmacht verkündigen konnte; die korinthische Gemeinde ist von Paulus mithin auch den anderen paulinischen Gemeinden gegenüber nicht zurückgestellt worden.

48 Und selbst hier ist Paulus, wie Phil. 4. 17 zeigt, noch sehr vorsichtig.

49 Die Frage nach den Gegnern des Paulus in den Korintherbriefen braucht hier nur soweit behandelt zu werden, als sic mit dem Verzicht des Paulus auf Unterhalt zusammenhängt; zur Frage überhaupt vgl. neben den gröΒeren Arbeiten von Georgi und Betz in letzter Zeit Barrett, C. K., ‘Paul's Opponents in II Corinthians’, N.T.S. 17 (19701971), 233–54Google Scholar; Arai, S., Die Gegner des Paulus im I. Korintherbrief und das Problem der Gnosis’, N T.S. 19 (19721973), 430–7Google Scholar; Chr. Machalet, , ‘Paulus und seine Gegner. Eine Untersuchung zu den Korintherbriefen’, in: Theokratia. Jahrbuch des Institutum Judaicum Delitzschianum ii (Leiden, 1973), 183203Google Scholar; TheiΒen, C., ‘Legitimation und Lebensunterhalt: Ein Beitrag zur Sozioiogie urchristlicher Missionare’, N.T.S. 21 (1975), 192221.Google Scholar

50 Das Stichwort fällt V.3.

51 Ein bloΒes MiΒverständnis durch die Korinther ist es wohl nicht gewesen, da die Begründung des Verzichts Teil der Auseinandersetzung mit den Gegnern ist.

52 Ähnlich Conzelmann, 1. Kor., 181 f.; Barrett, Paul's Opponents, 238; Betz, Paulus, 100 ff. u.a.

53 Vgl. die Motivation seines Verhaltens I Cor. 9. 23, wo Paulus erklärt, daΒ er sein Verhalten an den Anforderungen des Evangeliums ausrichtet; II Cor. 6. erklärt er, er wolle unter keinen Umständen durch sein Verhalten einen AnstoΒ erregen, der seinen apostolischen Auftrag gefährden könnte.

54 DaΒ Paulus den Unterhaltsverzicht als ‘ein von Gott auferlegtes Schicksal’ versteht (TheiΒen, Legiizmation, 212, Anm. 4) vermag ich nicht zu sehen. Nach V. 16 intendiert die göttliche ⋯ν⋯γκη ausdrücklich die Verpflichtung zur Verkündigung, vgl. das zweimalige εαγγελίεσθαι. Der Verzicht des Paulus ist ein Aspekt seiner Verkündigung. Soweit es der Erfolg seiner Verkündigung erfordert, daΒ sie kostenlos geschicht, verzichtet er auf Unterstutzung.

55 Wenn Conzelmann, 1. Kor., 181 davon spricht, daΒ der Verzicht des Paulus ‘im Wesen gerade seines Amtes begründet’ sei, so ist nur eine der beiden Seiten angesprochen.

56 So richtig Betz, Paulus, 103. Die SchluΒfolgerung von Betz: ‘Das kann aber doch nur heiΒen, daΒ er auf Schwierigkeiten zu stoΒen glaubt, wenn er mehr beansprucht als ein untergeordneter Missionar’ ist jedoch nicht einleuchtend.

57 Es ist anzunehmen, daΒ Paulus den Verdacht vermeiden will, er suche aus der Verküadigung des Evangeliums Profit zu schlagen, wie TheiΒen, Legitimation, 214, von I Thess. 2. 5 aus annimmt (vgl. auch die Erwägungen bei Barrett, C. K., A Commentary on the First Epistle to the Corinthians, Black's N.T. Comm.London, 1968”, 207)Google Scholar; vgl. vor allem auch die Ausführungen bzw. Befürchtungen des Paulus II Cor. 12. 16 ff. und Phil. 4. 57. Doch dürfte Paulus nicht bloΒ diese konkrete Verleumdung im Auge haben, sondern jede, die aufgrund seiner Annahme von Unterstützung von den Gegnern ausgestreut werden könnte.

58 Vgl. WeiΒ, J., Der erste Korintherbrief, Meyer v (Göttingen, 9 1910, Nachdruck Göttingcn, 1970), 240Google Scholar; Prümm, K., Diakonia Pneumatos. Der zweite Korintherbrief als zugang zur apostolischen Botschaft. Auslegung und Theologie, ii, 2 (Rom–Freiburg–Wien, 1962), 342 f.Google Scholar; Georgi, Gegner, 238, Anm. 2; Barrett, 2. Cor., 284; Dautzenberg, Verzicht, 230 f.; Hughes, 2. Cor., 389, 391; Bultmann, 2. Kor., 208.

59 ποι (V. ii) entspricht ⋯ν παντ ⋯βαρ⋯μαντνμήιν ⋯τήρησα (V. 9).

60 Das erste ινα gibt die Absicht des Paulus an, das zweite die der Gegner, vgl. nur Betz, Paulus, 102, Anm. 425; BuItmann, 2. Kor., 209.

61 Auch hier ist die I Cor. 9 beobachtete zwiespältige Haitung der Gegner erkennbar: Einerseits geht aus den Ausführungen des Paulus II Cor. 10–13 eindeutig hervor, daΒ sie die apostolische Stellung des Paulus in Korinth erschüttern wollen und zu diesern Zweck auch den Unterhaltsverzicht des Paulus benutzen; andererseits jedoch ergibt die Interpretation von II Cor. 12. 12, daΒ die Gegner in demselben Verzicht offenbar auch einen Vorzug erblicken, dessen sich Paulus durch Annahme von Unterstützung begeben soll. Dieses uneinheitliche Verhalten der Gegner (vgl. Windisch, 2. Kor., 340) ist zwar merkwürdig, aber doch wohl daraus zu erklären, daΒ es ihnen primär nicht um ein einheitliches Verhalten ihrerseits, sondern um den Kampf gegen Paulus geht. Je nach Beurteilung der Erfolgsaussichten dieses Kampfes sind sic zur Änderung ihrer Haltung bereit. Die Bezeichnung der Annahme von Betz, die Gegner versuchten durch die Korinther, ‘Pauius zur Annahme von Geld und also zur Aufgabe seiner vorteilhaften Position zu bewegen’ (Paulus, 102) als ‘wenig wahrscheinlich’ (Th. Meyer in der Rezension von H. D. Betz, Der Apostel Paulus und die sokratische Tradition, B. H. Th. 45 “Tübingen, 1972), in: Th.L.Z. c “1975), 760) ist angesichts des Duktus von II Cor. 11. 12 kaum möglich.

62 Wenn Paulus so betont durch seinen Verzicht verhindern will, daΒ die Gegner ‘in dem Punkt’ in dem sie sich rühmen’, mit ihm auf einer Stufe stehen, so ist dieser Ruhm der Gegner Paulus offensichtlich sehr gefährlich. Die gängige Interpretation, ihr Ruhm bestehe im Apostelanspruch (vgl. nur Bachmann, 2. Kor., 377; Spicq, 2. Cor., 381; Maurer, Freiheit, 634; Kümmel bei Lietzmann, Kor., 210 f.; Barrett, 2. Cor., 284), sagt deshalb zuwenig aus. Die Gefährlichkeit ihres Ruhms ist nur dann echt gegeben, wenn er in einem konkreten Gemeindebezug steht. Der Ruhm würde dann in der Behauptung ihres Daseins bzw. ihrer Fürsorge als der wahren Apostel für die korinthische Gemeinde bestehen. Beides – Apostolat und Liebe zur korinthischen Gemeinde – taucht denn auch im Kontext von II Cor. II. 12 auf: Wenn Pauius sich V. II aufs heftigste gegen den Vorwurf wehrt, die Gemeinde nicht zu iieben, so kann daraus wohl geschlossen werden, daΒ die Gegner ihre Annahme von Unterhalt als Beweis ihres Zugetanseins zur Gemeinde auslegten. DaΒ der Ruhm der Gegner ihren Apostelanspruch impliziert, ergibt sich aus dem unmittelbar und scheinbar unvermittelt folgenden heftigen Ausfall gegen die Gegner, die als Pseudoapostel bezeichnet werden (V. 13). Die in seinern Ruhm sich bekundende Sorge um die Gemeinde veranlaΒt Paulus zu seinem Verhalten.